Haiku-Press

Lesung für Janssen im Tunnel

Auch unter der Erde wurde Museumseröffnung gefeiert – Zehn Stunden Texte vorgetragen

Die Künstler vom Atelier Weitz sahen es als Bereicherung des Programms. Auch Lamme Janssen kam.


Schaufenster

Noch bis zum 13. Dezember sind die Texte von Horst Janssen in den Vitrinen des Lappan-Fußgänger- tunnels zu sehen.
Bild: Peter Kreier

 

Oldenburg. Als „Bereicherung“ der offiziellen Vernissage verstanden Ivo Gohsmann und Marco Goldenstein vom Künstleratelier Weitz ihre Art, Horst Janssens Geburtstag zu feiern – und zwar draußen für alle und umsonst. Während die geladenen Gäste in dem neuen Museum dem Künstler huldigten, hatten sie in der skurrilen Umgebung des Lappan-Fußgängertunnels“ eine zehnstündige Lesung mit Texten von Janssen organisiert. „Im Untergrund sozusagen“, erklärt Bildhauer Ivo Gohsmann; mitgemacht haben 25 Künstler und andere, denen Janssens Werk etwas bedeutet.
Ausgewählt wurden laut Gohsmann Pamphlete, Traktate, zärtliche und rührende Episoden, aber auch wütende Schriften. „Wir wollten alle Facetten des Künstlers zeigen, der ganze Mensch war uns wichtig. Es war keine Gegenveranstaltung, denn wir freuen uns sehr, dass das Museum existiert. Aber wenn etwas museal wird, dann stirbt oft auch etwas von dem Künstler.“

Einige der Vernissage-Besucher seien auch herabgestiegen in die Welt des Fußgängertunnels, berichtet Gohsmann. Und als gerade ein Gedicht vorgelesen worden sei und der Lesende Luft holte, sprach eine Frau, die zuhörte, das Gedicht zu Ende. Sie kannte es. Wie sich beim Gespräch herausstellte, war es Verena Janssen, die mit dem Künstler von 1960 bis 1968 verheiratet war. Auch Janssens Tochter Lamme sei in den Fußgängertunnel gekommen und habe die Lesenden in ihrem Tun bestärkt und gesagt, diese Aktion hätte ihrem Vater bestimmt gefallen.

NWZ vom 17.11.2000

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